PROJEKT UAV-Monitoring Nordwand Rauriser Sonnblick
Nur wenige Naturräume sind stärker vom Klimawandel betroffen als hochalpine Nordwände. Permafrostrückgang, Gletscherschwund und das Abschmelzen von Wandvereisungen führen zu einer stark intensivierten Prozessdynamik und machen hochalpine Nordwände so zu einem hochinteressanten Forschungsobjekt.
Seit dem Jahr 2019 führt GEORESEARCH in Zusammenarbeit mit der GeoSphere Austria ein drohnenbasiertes Langzeitmonitoring am Rauriser Sonnblick durch. Ziel des Projekts ist die Identifikation von Felssturz-Ablösebereichen in der rund 900 m (2.200-3.100 m üNN) hohen Nordwand des Hohen Sonnblicks und in weiterer Folge die Beantwortung der Frage wie sich die Folgen des Klimawandels (Gletscher-, Permafrostrückgang) auf das Auftreten von Naturgefahren (Felsstürze) auswirken.
Die Erfassung der untersuchten Felswandbereiche erfolgt UAV-basiert mittels hochauflösender Photogrammetrie. Die Befliegungen werden einmal jährlich, immer am Ende der Ablationsperiode (Ende August, Anfang September) durchgeführt, da in diesem Zeitraum auf Grund der maximalen Ausaperung optimale Verhältnisse zur Erfassung der Felsoberfläche vorherrschen.
Zur exakten Verortung der UAV-Aufnahmen werden eine PPK-GPS-Erweiterung und insgesamt zehn Bodenkontrollpunkte genutzt. Die Befliegungsstrecke im etwa 1,2 km² großen Untersuchungsgebiet beträgt rund 30 km. Zur Vermeidung von Abschattungen und zur Gewährleistung eines lückenlosen Modells der gesamten untersuchten Flanke, erfolgen die Aufnahmen im Nadir und im rechten Winkel zur (mittleren) Geländeneigung.
Im Vergleich zu terrestrischen Laserscan-Messungen, die in den Jahren vor dem Start des UAV-Monitorings durchgeführt wurden, bieten die aktuell durchgeführten UAV-Befliegungen eine einheitliche (kurze) Objektdistanz und damit eine konstant hohe Datenqualität. Frühere, vom Wandfuß aus durchgeführte Laserscan-Messungen ergaben Oberflächenmodelle mit erheblichen Abschattungen, stark reduzierter Datenqualität im oberen Wandbereich und eingeschränkter Aussagekraft im relevanten Bereich rund um das Sonnblick-Observatorium.
Ergebnis der Befliegungen sind hochaufgelöste, flächendeckende Punktwolken der Sonnblick-Nordwand. Differenzanalysen der jährlichen Aufnahmen zeigen eine auffallend hohe Prozessaktivität. Neben einer Vielzahl kleinerer Ereignisse (< 100 m³) stechen dabei vor allem zwei große Felsstürze mit Volumina von 15.600 m³ bzw. 23.500 m³ im westlichen Wandbereich heraus. Die Hauptergebnisse der Befliegungen werden u.a. in der jährlich erscheinenden Sonnblick-Broschüre veröffentlicht (siehe Referenzen).
Das Projekt baut direkt auf dem früheren Forschungsprojekt „SeisRockHT“ (Seismic Rockfall Monitoring Hohe Tauern, 2014-2017) auf, in dessen Rahmen den identifizierten Felssturz-Ablösebereichen mittels eines passiven seismischen Monitorings ein genaues Ereignisdatum zugewiesen wurde, um so ein besseres Verständnis der Ursachen und Auslöser von Felsstürzen in alpinen Nordwänden zu entwickeln.