Die technische Beschneiung von Skipisten ist für die Planungssicherheit im Wintertourismus von zentraler Bedeutung. Durch Verbesserungen in der Energieeffizienz aber auch auf Grund der fortschreitenden Klimaerwärmung ist in Zukunft von einer weiteren Bedeutungszunahme der technischen Beschneiung auszugehen. Alpine Speicherteiche sind in diesem Zusammenhang von zentraler Relevanz, in naher Zukunft ist daher mit einer zunehmenden Anzahl von Speicherteichen zu rechnen. Um die bestmögliche Sicherheit gegenüber potenziellen Gefahren wie Rutschungen zu gewährleisten, müssen neue Speicherteich-Standorte detailliert analysiert und bestehende Speicherteiche durch systematisches oder kontinuierliches Monitoring überwacht werden.
Aktuell werden Speicherteiche mit bodenbasierten Methoden wie Totalstationen, GPS oder Laserscanning überwacht. Von besonderem Nachteil sind hierbei der punktuelle Charakter der Messungen, lange und teilweise lückenhaften Messintervalle, wodurch Gefahrenpotentiale oft erst spät oder im Extremfall nicht erkannt werden. Für die Identifikation von neuen Gefahrenbereichen und die Planung neuer Standorte existieren aktuell keine flächendeckenden Bodenbewegungskarten (basierend auf historischen Daten), welche die Suche nach sicheren Standorten signifikant vereinfachen würden.
Satellitenbasiertes (SB) InSAR (Interferometric Synthetic Aperture Radar - Radarinterferometrie), welches weltweit erst ein einziges Mal im Rahmen einer Pilotstudie zum Speicherteichmonitoring getestet wurde, hat das Potential genau diese Lücken zu kompensieren. Dabei können Bodenbewegungen direkt, flächendeckend und mit hoher Genauigkeit im Millimeter-Bereich gemessen werden. SB-InSAR ist eine bewährte Technologie, bereits 1992 wurde der erste Radar Satellit ERS-1 durch die Europäische Weltraumorganisation (ESA) in Betrieb genommen. Zu den limitierenden Faktoren zählten die geringe Auflösung (30*30 m) und die lange Wiederkehrzeit von 35 Tagen (Wiedererreichen des Ausgangspunktes). Im Jahr 2008 folgte der deutsche Erdbeobachtungssatellit TerraSAR-X, dieser erreichte bereits eine Auflösung von 1*1 m und eine Wiederkehr-zeit von 11 Tagen und ist besonders für Fragestellungen im Ingenieursbereich geeignet.
Im Rahmen des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus (EU, ESA) stehen seit Ende 2014 die Daten der Sentinel Satelliten beinahe weltweit und kostenlos zur Verfügung. Das Hauptziel des Projekts RESERVOIR ist an ausgewählten Speicherteichen die Anwendbarkeit von SB-InSAR Daten für ein innovatives Speicherteichmanagement zu analysieren. Dabei soll nach Stand des Wissens SB-InSAR als zentrale Technologie eingesetzt werden. Im Rahmen einer ersten Machbarkeitsstudie erforscht RESERVOIR erstmals systematisch die Anwendung von SB-InSAR-Daten im Speicherteichmanagement und leistet dadurch einen signifikanten Beitrag zu einer verbesserten und langfristigen Planungs- und Infrastruktursicherheit.